Die Drohne in dem bei WELT am 21.9.2019 gezeigten Beitrag
sieht ganz eindeutig wie eine frühe israelische IAI Harpy aus (https://en.wikipedia.org/wiki/IAI_Harpy
). Deutlich zu erkennen sind der charakteristische Trapezflügel mit den im
rechten Winkel hochgezogenen Winglets, und der AR731 Wankelmotor von UAV
Engines (UK).
Die Harpy wird mit Hilfe einer Rakete gestartet und hat
daher kein Fahrwerk, ebenso wie das abgebildete Exemplar. Ein Fahrwerk für
diese Drohne wäre massiv und schwer genug, um bei dem gegebenen Schadensbild
ebenfalls zum größten Teil erhalten geblieben zu sein.
Harpy ist eine sog. Loitering Ammunition, d.h. Munition in
Warteposition, aber die in Deutschland geläufige Bezeichnung ist Kampfdrohne
(z.B. Kampfdrohne Heer (KDH) TAIFUN: https://de.wikipedia.org/wiki/Rheinmetall_Taifun
). Sie wurde neben Israel auch an Indien, Südkorea, die Türkei und China
verkauft. Die Norinco Harpy (https://en.wikipedia.org/wiki/Norinco_UAV#Norinco_Harpy
) ist eine chinesische Modifikation der Harpy (http://china-defense.blogspot.com/2011/04/harpy-uav-affair-next-chapter.html
). Die Farbe der Bugverkleidung deutet allerdings nicht auf die Norinco Harpy
hin.
Harpy hat eine Reichweite von 500 km (in eine Richtung) bei
einer Marschgeschwindigkeit von 185 km/h. Diese Geschwindigkeit liegt innerhalb
der Festzielunterdrückung von Luftraumüberwachungsradarsystemen und wird bei
geringer Flughöhe weder vom Bodenradar noch vom fliegenden Radar (AWACS)
erfasst. Die Festzielunterdrückung verwirft „Ziele“, die sich mit der
Geschwindigkeit von PKW, also bis ca. 230km/h bewegen, um Fehlalarme durch
derartige „Falschziele“ zu unterdrücken. Die deutsche Aufklärungsdrohne Airbus
KZO hat aus diesem Grunde auch eine Höchstgeschwindigkeit von weniger als 180
km/h bei einer Marschgeschwindigkeit von 150 km/h.
Auch wenn man unterstellen kann, dass die Konfiguration der
Harpy generell nachbaufähig ist, insbesondere wenn die Bauunterlagen vorliegen,
deutet der Wankelmotor AR731, den die Harpy und der Elbit Hermes 450 verwenden,
darauf hin, dass es sich um eine „echte“ Harpy handelt. Ausserdem ist die in UK
ansässige Firma UAV Engines (https://uavenginesltd.co.uk/
) eine Tochterfirma von Elbit (Israel), daher ist nicht von einem Lizenzbau im
Iran auszugehen. Aufgrund der Tatsache, dass Harpy aus einem Container mit
Hilfe einer Rakete gestartet wird, ist der Anlassvorgang mit einem externen
Anlasser und der Kaltstartprobleme eines Wankelmotors recht kompliziert.
Unter diesen Gesichtspunkten würde niemand sich die Mühe
machen einen derart komplexen Motor selbst zu entwickeln, oder zu kopieren, und
in eine neue Drohne einzubauen.
Meiner Einschätzung nach handelt es sich bei dem gezeigten
Exemplar um eine alte, nicht mehr verwendete Harpy aus türkischen Beständen.
Matthias Vyshnevskyy
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